Uncategorised
Nach der Aussiedlung
Vom Gesamtverein aus gesehen war es eine gute Entscheidung, die Gründung einer Tennisabteilung 1981 zu genehmigen, weil damit nicht nur einer größeren Zahl von bisherigen Mitgliedern Freizeitsport geboten werden konnte, sondern im Zuge des „Boris Becker-Booms" auch eine größere Zahl von Neumitgliedern gewonnen wurde.
Die Gründung einer Basketballabteilung im Jahr 1987 legte den Grundsstein für eine Erfolgsgeschichte mit Außenwirkung, die zu einem großen Teil von ihrem dynamischen Abteilungsleiter Hermann Müller bestimmt wurde. Er hat vor allem mit dem Aufbau von Elementarsportgruppen und einer REHA-Sportgruppe im Schwandorfer Vereinssport Bahnbrechendes bewirkt.
Die Abgrenzung der Abteilung Ju-Jutsu von der Abteilung Judo, die sich seit 1989 vollzog, hat sich glücklicherweise als nicht nachteilig erwiesen, sie hat im Gegenteil einen kräftigen Zustrom von Kindern zu diesen Selbstverteidigungs-Sportarten gebracht. Vervollständigt wurden sie 2003 durch eine Karate-Sportgruppe.
Die zweckmäßige Herauslösung der Badminton-Abteilung aus dem .Elementarsport der Basketballabteilung seit 2001 war das Ergebnis einer Entwicklung hin zu einem speziellen Freizeitsport, vielleicht eines nicht fernen Tages auch zu einem Wettkampfsport.
1985 konnte sich der TSV mit der Gründung einer Schach-Abteilung und 2000 mit der Gründung einer Tanzsport-Abteilung schmücken.
Als besonders erfreulich ist festzustellen, dass die beharrliche Arbeit von Abteilungsleiter und Trainer Gerhard Bendl das Turnen - das am Anfang der 125 Jahre stand - im TSV wieder erblühen ließ. 15 Jahre Aufbauarbeit haben schöne Früchte getragen; so hat die Damenriege im Jahre 2004 zum vierten Mal in Folge die Bezirksmeisterschaft im Geräteturnen errungen. Der Zugang von zwei Ausnahmeturnerinnen - Steffi Franckenstein und Heike Fehle - waren Ansporn nach Innen und gut für die Außendarstellung des Vereins.
Aussiedlung
Die Aussiedlung
Auf den Schultern Zimmermanns lag nun die Last einer 100-jährigen, verpflichtenden Tradition aber auch die Verantwortung, die Entwicklung eines modernen Sportvereins in den Griff zu bekommen. Es gelang ihm, eine große Mehrheit der Versammlung von der Notwendigkeit einer Aussiedlung zu überzeugen. Mit 132 Stimmen für und 6 Stimmen dagegen (bei 3 Enthaltungen) wurde die Aussiedlung beschlossen.
Zunächst galt es die 100-Jahrfeier noch auf dem Hubmannwöhrl auszurichten. In einer gemeinsamen Anstrengung von Vorstandschaft, Organisationsausschuss, Wirtschaftsausschuss und Ehrenausschuss ist es gelungen, ein dem Anlass würdiges Programm auf die Füße zu stellen. In der Zeit vom 25. Mai bis 20. Juni fanden eine ganze Reihe von herausragenden sportlichen Ereignissen der Abteilungen Fechten, Fußball, Handball, Kegeln, Judo und Tischtennis statt. Im Mittelpunkt stand jedoch am 6. Juni der Festabend mit Ansprachen, Ehrungen und der Selbstdarstellungen der Abteilungen. Dazu kam am 7. Juni ein Tanzabend für die Mitglieder und die Totenehrung am Ehrenmal in der Fichtlanlage. Zum Jubiläum wurde auch das TSV-Logo, das seither verwendet wird, neu gestaltet.
Aber dann gehörte alle Kraft der Planung, Finanzierung und Verwirklichung der Baumaßnahme.
Einfach war noch der ziemlich günstige Erwerb des Baugeländes an der Wackersdorfer Straße von der Stadt Schwandorf, an ihrer Spitze Oberbürgermeister Kraus, mit Zustimmung des damaligen Stadtrats. Dem Kauf wurde gegenüber einer Erbpacht der Vorzug gegeben, weil wieder Eigentum erworben werden sollte (außerdem war es nur so möglich, mit der Firma Fritsch einen Erbpachtvertrag zu schließen, der dann auch Pachteinnahmen brachte). Der Kauf wurde vom Vorstand am 17.04.1980 beschlossen.
Schwieriger war schon, die Wünsche der damaligen Abteilungen mit den finanziellen Möglichkeiten des Vereins in Einklang zu bringen. Allein wegen der Bezuschussung durfte die geplante Halle das heute bekannte Maß nicht überschreiten. Der 1. Vorsitzende verlangte Realismus. Andererseits bot die vorhandene Grundstücksfläche die Möglichkeit, einer neu zu gründenden Tennisabteilung Platz zu bieten - mit dem erklärten Ziel, Mitglieder zu halten bzw. neue zu gewinnen.
Als Architekt bot sich das Mitglied Albert Lotter an. Es war Aufgabe des Bauausschusses mit Dipl.Ing. Hans Welinhofer als Vorsitzendem und den Mitgliedern Hans Oswald, Heinrich ListI, Rudolf Herrmann, Johann Winter die Realisierung an die finanziellen Möglichkeiten anzupassen bzw. die Bauausführung zu überwachen.
Planung und Baubeginn erlebten größere Verzögerungen, vor allem weil die Mittel aus dem Programm „Freizeit und Erholung" des Umweltministeriums ohne Schuld des Vereins mehr und mehr hinausgeschoben wurden bzw. nur für die Tennisplätze flossen. Als Folge erhielt der Verein auch keine Genehmigung für einen „vorzeitigen Baubeginn". Als weitere Folge nutzte die Firma Fritsch, die auf dem Erbpachtgelände bereits eine Tennishalle mit Squash-Courts errichtet hatte, den Bauverzug beim TSV, um eine ursprünglich nicht vorgesehene, eigene Gaststätte zu errichten.
Der damalige 1. Vorsitzende Helmut Zimmermann schreibt in seiner Baugeschichte vom 21. Juli 1982:
„Die staatlichen Hemmnisse und finanziellen Ausfälle, die wirtschaftliche Rezession und steigende Kosten (bei stagnierenden Vereinseinnahmen) bewirkten, dass 1981/82 nur auf der Grundlage des Eigenkapitals, der Gelder der Arco-Brauerei, des Zuschusses der Stadt Schwandorf und gesondert für die Tennisplätze genehmigter Mittel aus Freizeit und Erholung geplant und dann gebaut werden konnte";das bedeutete 2 Fußballplätze, 4 Tennisfelder, 4 Kegelbahnen, Umkleideräume und eine Gaststätte.
Bei der Grundsteinlegung am 21. Juli 1982 war die Frage des Hallenbaus immer noch umstritten. Helmut Zimmermann schreibt am Schluss:
„Auf jeden Fall haben Vorstand und Vorstandschaft über Jahre alle Kräfte mobil gemacht, um zum Wohle des Vereins ein an den Möglichkeiten des Vereins orientiertes Sport- und Freizeitzentrum zu planen und zu bauen. Die Orientierung erfolgte nicht nur an den Bedürfnissen der Gegenwart, sondern zukünftiger Entwicklungen im sportlichen und sozio-ökonomischen Bereich, soweit überhaupt vorhersehbar. Wir wünschen unseren Nachfolgern ein großes Engagement zum Wohle unseres Vereins. Möge Gott seine Hand über uns und den TSV 1880 Schwandorf halten."
Richtfest für den Bauabschnitt 1 kann dann am 15.09.1982 gefeiert werden, aber der Termin für die Auszahlung der Zuschüsse zum Bauabschnitt 2 (Halle) rückt immer weiter in die Ferne bzw. wird vorläufig für 1987 angekündigt. Enttäuscht tritt Helmut Zimmermann im November als Vorsitzender zurück. Der 2. Vorsitzende Josef Zetterer und der 3. Vorsitzende Hans Winter übernahmen die Geschäfte bis zu den Neuwahlen am 20.01.1984. Immerhin konnte bis 1983 der 1. Bauteil mit Kosten in Höhe von ca 3,7 Mio. DM fertiggestellt werden. Die Einweihung erfolgte am 10.06.1983.
Überraschend erlässt dann das Umweltministerium im Mai 1985 den Bescheid, dass ein Zuschuss von 880.000," DM bewilligt wird. Leicht verfrüht, aber ohne Folgen, wurde jetzt der Bauabschnitt 2 in Angriff genommen. Der 1. Spatenstich erfolgte am 10.05.85 und schon am 26.09.1985 konnte Richtfest gefeiert werden. Die Einweihung der Halle mit Untergeschoß erfolgte dann am 20.12.1985.
Für die Pflege und Instandhaltung der weitläufigen Anlagen beschloss der Vorstand, einen Hausmeister fest anzustellen. In Abänderung des ursprünglichen Plans wurde 1986/87 ein gesondert stehendes Haus gebaut, in dem sich eine Wohnung für den Hausmeister befand und eine Wohnung, die für den Gaststättenpächter bei Bedarf vorgesehen war.
Mit der Befestigung des zum TSV gehörenden Parkplatzes 1998 – die Verzögerung ergab sich aus der Neuplanung der Wackersdorfer Straße – war die Baumßnahme „Neues Sport- und Freizeitzentrum“ des TSV endgültig abgeschlossen.
Sport und das Dritte Reich
Wohl im Zuge der allgemeinen Gleichschaltung fanden im Juli und September 933 Besprechungen zwischen den Funktionsträgern der Turnerschaft und den Führern der aktiven NS-Verbände SA und SS statt. Es gab zunächst einen Austausch der bisherigen Bezeichnungen für Gaue und Kreise, man sprach von „Führerprinzip" im Turnwesen, auch von „Arisierung" . „Turnen wird zur Wehrertüchti-(ung" schreibt ein späterer Chronist.
Wie war es nun wirklich?
Fragte Josef Salzl und antwortete: „Das Führerprinzip wurde nie praktiziert. Die Mitglieder wählten nach wie vor ihre Vorstandschaft.
Zumindest dem Sprachgebrauch nach haben sich die Maßgeblichen an den NS-Sprachgebrauch gehalten; Beleg dafür kann die Generalversammlung vom 4.7.1936 sein, in der der kommissarische Vereinführer als Antragsteller für eine Rückbenennung fordert: „Unser Turnverein soll aber... der Niederschlag der ganzen Volksgemeinschaft sein, d.h. es soll und kann jeder Volksgenosse Mitglied dieses Vereins werden." „Anschließend wurde der 1. Vereinsführer gewählt. Auf den neuen Vereinsführer brachte die Versammlung ein freudig aufgenommenes Siegheil und Gutheil aus. Hierauf nahm der Vereinsführer die Besetzung einiger wichtiger Ämter im Turnrat vor", z.B. Oberturnwart. Schriftwart u.a „Mit einem Siegheil auf den Führer des Volkes nahm die einmütig verlaufene Generalversammlung ihren Abschluß". Im März 1937 musste erneut ein 1. Vereinsführer gewählt werden, der seinerseits einen Stellvertreter bestimmte. Am Ende allerdings singen die Versammelten das Turnerlied „Turner auf zum Streite ...". Bei der Jahresversammlung im April 1938 bilden dann wieder das Deutschland- und Horst-Wessel-Lied den Abschluss. Es ist wohl so, dass nach dem Rücktritt des 1. Vorsitzenden VogI und dem kurzen Zwischenspiel des Oberamtsrichters Klarmann gemäßigte Männer, an ihrer Spitze Friedrich Kuttner, den Verein führten, sich zwar gegenüber den Ansprüchen der NSDAP zu behaupten wussten, aber doch in einem gewissen Umfang mit den Wölfen heulen mussten.
In der sportlichen Betätigung auf Vereinsbasis gab es keine grundlegende Veränderung:
Denn bereits 1902 liest man Sätze wie:„Einen besonders günstigen Eindruck machte das militärische, stramme Antreten zu den Übungen", oder wenn als „edler Zweck desTurnens" 1903 formuliert wird: "Eine von Vaterlandsliebe begeisterte, körperlich kräftige, gesunde Jugend heranzuziehen, die den Anforderungen und Stürmen unserer bewegten Zeit gewachsen ist."
Hierfür ein Beispiel, das man nicht missverstehen soll: Bei der Musterung des Jahrganges 1921 wurde festgestellt, dass die körperliche Verfassung der jungen Leute aus Schwandorf im Wehrbereichskommando Nürnberg mit Abstand die beste Bewertung verdiente. Die Dienststelle verfasste ein Schreiben des Dankes und höchster Anerkennung nicht an den TV sondern - an den Bürgermeister und Kreisleiter von Schwandorf.
Wehrsport war Sache der NS-Formationen. Dort gab es Geländespiele, Hindemisstaffeln in voller Uniform, Handgranatenweit- und zielwurf usw. Das Gausportfest im Juni 1937 unterschied sich kaum von den Sportfesten früherer Zeiten. Vereinssport mit Wehrertüchtigung gleichzusetzen ist sicherlich falsch. Für Schwandorf traf dies gewiss nicht zu.
Eine verheerende Zäsur brachte der Krieg. Mit zunehmender Dauer erstarb allmählich das sportliche Leben. Zwar versuchte man 1939 den Sport- und Spielbetrieb noch aufrecht zu erhalten. Aber die Einberufung der aktiven Jahrgänge, die Verpflichtung der Jugendlichen von 14 bis 18 Jahren zur vormilitärischen Ausbildung in der HJ, auch die erheblichen Schwierigkeiten im Transport- und Verkehrswesen brachten schließlich alles Bemühen zum Scheitern. Den schwierigen Verhältnissen entsprechend, schlossen sich im Januar 1942 TV und FC zusammen zu einer Übungsgemeinschaft. Die Turnhalle des TV war durch die Wehrmacht beschlagnahmt. Ab Juni 1943 wurde in der Turnhalle der Knabenschule der Turnbetrieb für die Frauen und später für die „alten Herren" aufgenommen. Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches im Frühjahr 1945 erlosch auch das sportliche Leben in der Stadt.